Mit welchen Partnern ein produzierendes Unternehmen zusammen arbeitet, entscheidet sich meist anhand der Logistikleistung der Zulieferer. Die Wahl des Standorts hingegen fällt oft aufgrund der Rohstoffvorkommen vor Ort oder aus geopolitischen Gründen. Nicht zuletzt können auch die Entfernung zum Einsatzort des Produkts und mögliche Transportwege Kriterien sein. Aufgrund der geringen Fertigungstiefe von XXL-Produkten ist die Gestaltung der Produktionsnetzwerke für diese Hersteller noch etwas komplexer. Denn an der Entstehung von XXL-Produkten ist ein ganzes Netzwerk von Unternehmen beteiligt. Die Wahl des Produktionsstandorts und der Zulieferer will dabei gut überlegt sein, da zum Beispiel die Transportkosten der XXL-Produkte einen erheblichen Teil der Produktkosten ausmachen. Eine große Entfernung zwischen den Standorten kann den Produktpreis schnell nach oben treiben.
Am IPH in Hannover beschäftigen sich Ingenieure erstmals damit, wie die Produktionsnetzwerke von XXL-Produkten sinnvoll gestaltet werden können und welche Anforderungen dabei zu beachten sind. Ein Software-Tool soll Hersteller von großskaligen Produkten zukünftig bei der Planung der Lieferketten unterstützen und ihnen zeigen, wo und mit wem sie ihr Produkt am besten fertigen. Die Produktionsnetzwerke sollen dadurch effizienter werden, die Logistikkosten sinken.
In dem Forschungsprojekt, das zum 1. Oktober 2011 angelaufen ist, untersuchen die Ingenieure die Besonderheiten der Lieferketten von XXL-Produkten. Berücksichtigt werden sollen dabei die speziellen Anforderungen der großskaligen Produkte an die Produktionsumgebung, die Randbedingungen der Standortentscheidung und die Herausforderungen des Bauteiltransports nach Fertigstellung. Welche Faktoren einen maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der Produktionsnetzwerke haben, soll so herausgefunden werden. Im Anschluss werden Grundmodelle der Lieferketten von XXL-Produkten erstellt und hinsichtlich Logistikleistung und Logistikkosten bewertet. Als Beispiele dienen den Ingenieuren Windenergieanlagen und ein weiteres XXL-Produkt.
Aus den Bewertungsergebnissen kann abschließend auf geeignete Standorte und deren Wertschöpfungsverteilung geschlossen werden. Auf Basis dieser Grundmodelle wird ein Software-Tool entwickelt, das die produktabhängige Gestaltung von Produktionsnetzwerken mit wenigen Klicks erlaubt.
Das Forschungsprojekt „Gestaltung und Bewertung von Lieferketten zur Herstellung von XXL-Produkten“ ist eins von insgesamt neun Teilprojekten aus dem Verbundprojekt „Innovationen für die Herstellung großskaliger Produkte“. Es ist zum 1. Oktober 2011 angelaufen und endet am 30. September 2013. Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr unterstützen das Verbundprojekt bis zum Jahr 2013 insgesamt mit mehr als 1,2 Mio. Euro. Bislang ist das IPH das einzige Institut, das sich aus wissenschaftlicher Sicht und branchenübergreifend mit dem Thema XXL-Produkte beschäftigt.
Unternehmen, die sich für eine Teilnahme an dem projektbegleitenden Ausschuss interessieren, können sich an Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Tobias Hemm wenden. Kontakt: hemm@iph-hannover.de bzw. (0511) 27976-447.